Am Anfang war die Saat

Eine der größten Leistungen der Menschheit war die aktive Vermehrung von Pflanzen durch Züchtung und Selektion. Wenn wir heute Samen im Gartenmarkt kaufen und säen, nutzen wir im Prinzip Hightech-Produkte. Unser Saatgut garantiert ertragreiches Pflanzenwachstum, auch wenn die Bedingungen mal nicht optimal sind. Bei der Weiterentwicklung von Pflanzensorten spielen neben dem Ertrag auch die Umweltanpassung und die Widerstandfähigkeit gegen Trockenheit, Krankheiten und Schädlingsbefall ein Rolle. Aber selektive Züchtung und industrielle Produktion von Saatgut haben auch ihre Schattenseiten. Wir beschränken uns durch die optimierte Herstellung und die Selektion auf bestimmte Pflanzenarten, fördern unangepassten Anbau und verringern die ökologische Vielfalt, weil alte Sorten aussterben. Wir verlieren zunehmend das überlieferte Wissen zur Züchtung, Vermehrung und Bewahrung von Saaten. Und wir gefährden den freien Zugang zu Saatgütern als Gemeinschaftsgütern der Menschheit, wenn wir ausschließlich patentierte Saatgüter nutzen.

Saatgut als Gemeingut schützen

Die moderne Pflanzenzüchtung bildet eine Grundlage für die Ernährungssicherheit in den meisten Regionen unserer Welt. Doch sie befördert auch die Abhängigkeit der Menschen von patentierten und oft nicht vermehrungsfähigen sogenannten F1-Hybriden. Das widerum gefährdet die Ernährungssouveränität. Diese sollte garantieren, dass Menschen stets freien Zugriff auf die Mittel zur Produktion ihrer Nahrung haben sollten. Wir wollen deshalb gemeinsam ausprobieren, welche Möglichkeiten wir vor Ort finden, unser Saatgut selbst zu vermehren. Im Workshop sammeln wir außerdem praktische Tipps zur Aussaat und tauschen uns darüber aus, welche Saatgüter wir wie und wann gewinnen können.